Aus der Sicht einer Lehrerin

24.05.2020, 15:58 Uhr

Seit 18. Mai lernen auch die jüngeren Kinder wieder in der Schule. Zwei Monate lang haben sie zuhause mit ihren Eltern geübt. Nun trifft man sich wieder jeden zweiten Tag mit anderen Kindern in der Klasse. Wir haben eine Lehrerin gefragt, wie sie die Zeit erlebt hat.

Geschlossene Schulen, das hätten uns nicht im Traum vorstellen können.

Seit 18. Mai lernen auch die jüngeren Kinder wieder in der Schule. Zwei Monate lang haben sie zuhause mit ihren Eltern geübt. Nun trifft man sich wieder jeden zweiten Tag mit anderen Kindern in der Klasse. Wir haben eine Lehrerin gefragt, wie sie die Zeit erlebt hat. Maria Raos, Volksschule Schwarzach:

“Ja, das hätten wir uns nicht im Traum vorstellen können am Anfang dieses Schuljahres, meine Viertklässler und ich. Geschlossene Schulen, das haben wir alle noch nicht erlebt. Natürlich hätte ich mir gerade in einer vierten Volksschulklasse einen anderen Ablauf gewünscht. Die Wege der Kinder werden sich nach diesem Schuljahr trennen. Wir hätten noch Lehrausgänge, Lesenacht, Ausflüge, Landschultage, Abschlussfeier geplant gehabt, und dann war alles anders.

Plötzlich war Flexiblität gefordert. Aber es geschah etwas, von dem ich jetzt im Rückblick sagen kann: Alle Beteiligten sind in dieser Krise gewachsen, haben sich den neuen Anforderungen gestellt und haben neue Wege gesucht. Die Kinder, die die Schule plötzlich vermisst haben – die Freunde, aber auch die Struktur und die Verlässlichkeit dieser Institution – haben von daheim aus selbstständig gearbeitet, und das mit einer ordentlichen Portion Reife für ihre zehn Jahre. Die Eltern, die neben ihrer eigenen Arbeit im homeoffice noch meinen Job mitgemacht , ihren Kindern Lehrstoff erklärt und Hausaufgaben überwacht haben. Und das war gewiss fordernd.

Ich musste auch ganz schnell ein onlineteacher werden. Es geht viel, wenn es gehen muss.

Jetzt sind wir wieder in der Schule, in zwei Schichten zwar, aber ich sehe nur fröhliche Gesichter. Und das trotz Abstand halten, Hände desinfizieren, in den Gängen Masken tragen. Turnen und Sport fehlen sehr, aber auch die jeweils andere Hälfte der Kinder. Im Unterricht bin ich durch die Umstände zu viel mehr Frontalunterricht gezwungen, als ich sonst machen würde, aber es klappt sehr gut. Ich glaube, den Kindern – und mir auch! – ist sehr bewusst geworden, wie schön so ein normaler Schulalltag eigentlich ist, und nicht nur ein Kind hat gemeint : ‘Ich würde soo gern das ganze Jahr wiederholen!’

Es war ein anderes Jahr als geplant, aber in der Krise haben sich auch Stärken gezeigt, ein Miteinander, Teamfähigkeit, Flexibilität und gegenseitige Hilfe. Und ich finde wir haben diese Krise gut gemeistert.”

Das kann man wohl laut sagen! Herzliche Gratulation allen Beteiligten und weiterhin viel Freude beim gemeinsamen Lernen.

© Elke Lenz | Maria Raos