Zwischen Land und Stadt liegt Potenzial

12.03.2021, 11:18 Uhr

Das Wohnen neu denken - Die NONA-Architektinnen Nora Heinzle und Anja Innauer suchen nach Antworten für neue Formen des Wohnens und des Arbeitens. Mit der Postgarage haben sie gezeigt, welche Räume Kreativwirtschaft unterstützen könnten.

Das Miteinander von ländlichen und städtischen Elementen gilt als eine der großen Stärken Vorarlbergs. Dies findet sich auch im Portfolio der NONA-Architektinnen: ein Kinderhaus in Hittisau, eine Ausstellung im Werkraum Bregenzerwald oder die Postgarage im Campus V – ein Ort für Start-ups und Kreative. Diese Beispiele könnten schon fast für eine „Marke Vorarlberg“ stehen, zahlen sie doch alle in das gemeinsame Ziel „chancenreichster Lebensraum für Kinder“ ein. Wohlgemerkt sei „Kinder“ auch symbolisch gemeint –Mutiges, Neugieriges und Kreatives soll in Vorarlberg weiterhin genug Raum bekommen. Das Marke-Vorarlberg-Projekt LandStadt greift dieses Potenzial auf – Lebensqualität und sozialer Zusammenhalt in einem wirtschaftsstarken Raum – das darf auch in Zukunft gelingen! Unter den Teilnehmenden des Kongresses waren auch die beiden Architektinnen Nora Heinzle und Anja Innauer.

Nona-Architektinnen Nora Heinzle und Anja Innauer in ihrem Atelier im Dornbirner Oberdorf.

Sie schätzen die Gelegenheit sehr, sich mit unterschiedlichen Sichtweisen auseinanderzusetzen, die solche Prozesse, wie LandStadt ermöglichen. Denn die Zukunftsthemen in der Architektur, wie etwa leistbares Wohnen, würden viel Kommunikation und Auseinandersetzung brauchen, die Dinge neu zu denken. „Wir brauchen Alternativen zum Einfamilienhaus und diese dürfen vielfältig sein“, so Anja Innauer. Sie selbst wohnt auch in einer Mehr-Generationen-Gruppe und erinnert daran, dass die Form des Einfamilienhauses nur für eine relativ kurze Lebensphase passend ist. Den Austausch zwischen jung und alt, die vielen Begegnungen empfindet sie großteils als sehr bereichernd. „Die Antworten auf das Thema der Bodenknappheit sollten nicht nur im Geschoßbau zu finden sein – wir müssen weg vom Schema F und hin zur Differenziertheit!“ In vielen Gesprächen mit Bauherren oder Gemeindeverantwortlichen verfolgen die beiden Architektinnen diesen Weg.

 

Begegnungen sind auch Thema in einem anderen Projekt, das die NONA-Architektinnen umgesetzt haben: die Postgarage in Dornbirn. Sie gilt als wichtiger Meilenstein in der Quartiersentwicklung Campus V, wo zur Zeit wieder Kräne im Einsatz für die nächste Etappe arbeiten. „Es ging uns darum, die bestehenden Hallen fit für die Arbeit der Zukunft zu machen“, erklärt Nora Heinzle. In verschiedenen Raumszenarien soll sich die Kreativwirtschaft hier optimal entfalten. Große Verbindungstüren ermöglichen Bewegung zwischen den einzelnen Benutzer*innen. Unter einem Dach findet man größere und kleinere Räume, spielerische Ecken und sogar ein Tropenhaus. Im Umfeld der FH Vorarlberg wird hier der Campus-Gedanke mehr und mehr gelebt. Insofern sei die Postgarage auch ein Ort der Urbanität und der Campus V ein Statement für den chancenreichsten Lebensraum für Kinder.

Die EU-Kommission hat das Vorarlberger Rheintal unlängst als eine von drei österreichischen Regionen mit überwiegend städtischem Charakter definiert. Nur Wien und Innsbruck fielen ebenfalls unter diese Kategorie. „Das mag wohl an der wirtschaftlichen Stärke des Rheintals liegen“ meint Nora Heinzle, denn von der baulichen Struktur würde sie Vorarlberg eindeutig im ländlichen Bereich sehen. Wie auch immer, die Herausforderung sei, jene Situationen zu gestalten, in denen urbanes Lebensgefühl entstehen kann.

In dieser Serie portraitieren wir Menschen, die einen Beitrag zum „chancenreichsten Lebensraum für Kinder“ leisten. Ein vertiefendes Interview führt diesmal Organisationsentwicklerin Brigitte Gütl auf unserem Youtube-Kanal „Marke Vorarlberg“.

Fotos: Alexandra Folie, Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (WISTO)